Jetzt bin ich schon fast 9 Monate in Peru, höchste Zeit also, dass ich Euch endlich mal vom
Zwischenseminar berichte, dass im Februar stattfand.
Weltwärts, die staatliche Dachorganisation für Freiwillige, schreibt vor, dass alle Freiwilligen an verschiedenen Vorbereitungsseminaren vor dem Freiwilligendienst, einem Zwischenseminar während des Freiwilligendienstes und einem Nachbereitungsseminar nach dem Freiwilligendienst teilnehmen. Diese Seminare dienen unter anderem zur Sensibilisierung für Ungerechtigkeiten und kulturelle Unterschiede.
Manche Organisationen machen ihre eigenen Zwischenseminare, da JesuitVolunteers aber nur mich und meine Mitfreiwillige Leonie nach Peru geschickt hat, lohnt sich das nicht. Daher haben wir beim Zwischenseminar einer externen Organisation namens Kubekom (Kulturbewusste Kommunikation) teilgenommen, die sich auf interkulturelle Kommunikation spezialisiert hat aber selber keine Freiwilligen in andere Länder schickt.
Beim Seminar haben etwa 30 deutsche Freiwillige von verschiedenen Organisationen teilgenommen, die ihre Freiwilligendienste in ganz Peru absolvieren, ich kenn jetzt also nette Leute in ganz Peru :)
Die Themen, die wir beim Seminar behandelt haben, waren sehr vielfältig. Wir haben zum Beispiel über verschiedene Arten der Kommunikation in Deutschland und Peru geredet, verschiedene Zeitansichten und viele Themen, die uns bei unserem Freiwilligendienst tangieren, wie zum Beispiel Sexismus, Ideen für Spiele, die man mit Kindern machen kann und vieles mehr.
Ich fand dabei die verschiedenen Arten wie die Leute in Peru und Deutschland kommunizieren sehr spannend.
Grundsätzlich geht es dabei um die Frage, wie ich meine Ziele erreiche. In Deutschland wird dabei sehr direkt kommuniziert, das kommt zwar teilweise verletzend rüber, wenn einem zum Beispiel direkt ins Gesicht gesagt hat, dass man etwas falsch gemacht hat, oder dass eine gewisse Verhaltensweise andere Personen stört, ist aber dafür ehrlich.
Diese Art zu kommunizieren, nennt man Individualismus.
In Peru hingegen wird sehr indirekt kommuniziert, im Gegensatz zu Deutschland sind die wichtigen Informationen oft zwischen den Zeilen und Beziehungen sind sehr wichtig, dementsprechend wichtig ist auch der smalltalk. Die Leute hier verbringen teilweise Stunden nur mit smalltalk (liebstes Thema: wer mit wem zusammen gekommen ist, wer wahrscheinlich auf wen steht etc.)
Dementsprechend wird auch geschaut, die Gefühle der anderen möglichst nicht zu verletzen, das ist zwar empathisch kann aber auch als hinterhältig wahrgenommen werden.
Außerdem sind Hierarchien in Peru sehr wichtig, man spricht immer nur mit der nächsthöheren oder nächstniedrigeren Ebene, was aus deutscher Sicht für langsame Kommunikation und wenig Flexibilität sorgt.
Diese Art zu kommunizieren nennt man Kommunitarismus.
Diese unterschiedlichen Denkweisen beeinflussen auch das Zeitverständnis.
In Deutschland herrscht allgemein ein sequenzielles Zeitverständnis, das heißt die Dinge werden der Reihe nach erledigt und man kann immer nur eine Sache auf einmal machen. Somit ist Zeit ein knappes Gut, das verloren gehen kann. Dementsprechend ist es sehr wichtig pünktlich zu sein und beim Arzt oder beim Amt macht man vorher einen Termin aus.
Das sorgt für Struktur, aber auch für Stress und wenig Flexibilität.
In Peru hingegen herrscht allgemein ein synchrones Zeitverständnis, das bedeutet, dass man mehrere Sachen auf einmal erledigt und nicht alles der Reihe nach. Somit ist genug Zeit vorhanden und es ist nicht so wichtig pünktlich zu sein, sondern dass man flexibel ist.
Und wenn man zum Arzt, oder zum Amt muss, stellt man sich eben an und wartet, bis man dran ist.
Für Deutsche erscheint dieses System oftmals als unzuverlässig und die Leute als unpünktlich, dafür ist das System (aus peruanischer Sicht) aber flexibler und entspannter.
Ebenfalls ein Highlicht war der Abend, als es statt dem normalen Essen deutsches Brot (sogar Schwarzbrot war dabei) und vegane Aufstriche und Nutella gab – ein Traum, der wahr geworden ist. Ich kann mich zwar über das peruanische essen nicht beklagen, aber es geht doch nicht über ein ordentliches deutsches Brot :)
Alles in allem haben wir eine sehr intensive, aber sehr tolle und lehrreiche Woche zusammen verbracht (genug Freizeit um morgens vor dem Frühstück in den Pool zu hüpfen und abends Karten zu spielen, oder mit einem lecker Bierchen am Lagerfeuer zu sitzen gab es natürlich auch)
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