
Hallo zusammen,
Im letzten Beitrag hatte ich Euch bereits vom ersten Vorbereitungsseminar berichtet, in diesem Beitrag soll es nun um das zweite Vorbereitungsseminar gehen.
Diesmal ging es um Armut in einer globalisierten Welt. Wie auch schon beim ersten Seminar, haben wir uns in Form von Rollenspielen und Diskussionen sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, denn Armut ist ein Thema, das uns selbst hier in einem reichen Land wie Deutschland immer wieder begegnet.
Auch während unserem Freiwilligendienst werden wir sehr stark mit dem Thema konfrontiert werden.
Wir haben deshalb ein kleines soziales Experiment gemacht, um uns besser in die Situation einer Person die wenig/kein Geld hat, hineinversetzen zu können. Wir mussten unsere Handys und Geldbeutel abgeben und haben stattdessen einen Stadtplan von Nürnberg und einen Euro bekommen.
Mit diesem Euro mussten wir uns dann Mittagessen kaufen. Zusätzlich haben alle noch eine kleine Aufgabe bekommen, die wir erledigen mussten. Ich musste zum Beispiel Pfandflaschen sammeln.
Am Anfang hat es mich ziemlich Überwindung gekostet, einfach so in alle Mülleimer reinzuschauen, das hat sich nach ein paar mal aber gelegt.
Dabei habe ich aber leider nur eine einzige Pfandflasche gefunden. Fast überall wo ich geschaut habe, war wohl jemand schneller als ich
Eine andere Aufgabe war zum Beispiel, etwas zum Essen zu bekommen, ohne dafür Geld auszugeben. Die Aufgabe klingt im ersten Moment ziemlich schwierig, tatsächlich haben es aber all recht gut hinbekommen. Peter zum Beispiel hat an einem Stand auf dem Markt ein Brötchen, das mit verschiedenen mediterranen Salaten gefüllt war, bekommen.
Stella hat an einem anderen Stand ein Bündel Bananen und ein paar Äpfel und Birnen bekommen. (Mehr dazu in ihrem Blog-Eintrag zum Seminar)
Am Nachmittag haben wir noch eine Stadtführung durch Nürnberg gemacht, bei der uns ein ehemaliger Obdachloser von seinem Leben auf der Straße erzählt hat und uns verschiedene Einrichtungen gezeigt hat, wo man als obdachlose Person Hilfe bekommen kann.
Es war sehr interessant eine Stadt wie Nürnberg mal durch eine Perspektive zu sehen, die uns normalerweise sehr fremd ist.
Am letzen Tag beim Frühstück, gab es eine Besonderheit: Um uns die globalen Ungerechtigkeiten und die Verteilung von Reichtum und Vermögen zu verdeutlichen haben wir ein kleines Rollenspiel gemacht. Das heißt, alle haben eine Beschreibung einer Person bekommen (Ich hatte zum Beispiel ein Mädchen aus Afrika, das seine Eltern unterstützen muss und deshalb keine Schule besuchen kann) und wir haben uns dementsprechend in drei Gruppen aufgeteilt.
Die erste Gruppe bestand aus lediglich einer Person, die an einem Tisch saß und dort nicht nur Brot, Butter, Honig und Marmelade zum Essen hatte, sondern auch bedient wurde und dazu noch Pfannkuchen und Rührei und was das Herz sonst so begehrt, hatte.
Die zweite Gruppe saß ebenfalls an einem Tisch, hatte aber nur Brot, Butter, Marmelade und Honig und wurde nicht bedient.
Die dritte Gruppe, also die Gruppe zu der ich auch gehört habe, saß auf dem Boden auf einem Teppich und hatte nur Brot und Wasser.
Im übertragenen Sinne haben die drei Gruppen die (Welt-)Bevölkerung repräsentiert: Es gibt einige wenige, die sehr sehr reich sind (die erste Gruppe), es gibt einige, denen es recht gut geht (die zweite Gruppe) und es gibt sehr sehr viele, die sehr sehr wenig haben (die dritte Gruppe).
In Zahlen ausgedrückt sieht das folgendermaßen aus:
- Die erste Gruppe besteht aus 1,2% der Weltbevölkerung und besitzt fast 50% des globalen Vermögens.
- Weitere 12% der Weltbevölkerung (die zweite Grupe) besitzen knapp 40% des globalen Vermögens.
- Die dritte Gruppe besteht aus den restlichen 90% der Weltbevölkerung und besitzt knapp 14% des globalen Vermögens.
Angesichts dieses Rollenspiels und der Zahlen ist mir bewusst geworden, wie privilegiert wir in Deutschland leben. Mir war zwar vorher schon bekannt, dass es uns in Deutschland sehr gut geht, aber das Rollenspiel hat das nochmal sehr gut verdeutlicht.
(Zahlen gerundet; Quelle: moneytransfers.com)
Das Seminar ging 4 Tage lang, während denen wir sehr lecker von drei ehemaligen Freiwilligen bekocht wurden. Wir konnten uns außerdem mit ihnen über ihre Erfahrungen als Freiwillige austauschen und haben abends zusammen Spiele gespielt.

Alles in allem waren es 4 sehr intensive, aber sehr interessante und tolle Tage.
Adios, Elias
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