Hallo zusammen,
die Zeit vergeht wie im Flug und die Vorbereitungen für mein Jahr in Peru laufen auf Hochtouren, das Visum ist bereits beantragt und die Flüge gebucht: Am 25. August geht es für Leonie und mich los nach Peru.
Und plötzlich ist auch das dritte Vorbereitungsseminar schon vorbei, als wäre nichts gewesen.
Dieses mal ging es vor allem um 3 Themen: Um Kulturbewusstsein in der globalisierten Welt und interkulturelle Kommunikation, um Prävention von sexueller Gewalt, sowie um Postkolonialismus und wie diese Zeit beziehungsweise Haltung unsere Sprache geprägt hat.
Für das erste Thema ist Max Engl von der Firma kubekom als externer Referent für zwei Tage zu uns gekommen und hat uns anhand von verschiedensten Beispielen gezeigt, wie wir kulturelle Unterschiede in unserem Verhalten beachten können.
Das ging schon bei der Vorstellung los. Max hatte nämlich netterweise angeboten sich vorzustellen, doch statt einfach ein paar kurze Sätze zu seiner Person zu sagen, wie man das normalerweise macht, hat er auf unsere Fragen zu ihm gewartet, was wir natürlich nicht wussten, und gemütlich einen Schluck Kaffee getrunken.
Das hatte eine sehr unangenehme, verunsichernde und verwirrende Stille zur Folge (Was in aller Welt sollten wir jetzt mit ihm anfangen?)
Wir haben immer wieder von verschiedensten Seiten versucht das Ganze aufzulösen, in der Hoffnung, dass alles nur ein unglückliches Missverständnis war, bis uns irgendwann dämmerte, dass das alles wahrscheinlich nur eine Übung ist und Max irgendwann alles aufgeklärt hat.
Ein weiteres Beispiel, das wir uns angeschaut haben war das von Florian, der bereits eine Ausbildung zum Elektrotechniker absolviert hat und jetzt einen Freiwilligendienst in Ghana macht. Der Chef des Projekts bittet ihn gemeinsam mit dem Hausmeister eine Maschine anzuschließen, als der dann sich einfach ein paar Kabel schnappt und wild herumprobiert, sagt Florian, dass es besser wäre erst die Bedienungsanleitung zu lesen. Daraufhin stürmt der Hausmeister zu Florians Erstaunen wütend davon.
Als Florian später mit dem Chef des Projekts über den Vorfall spricht, sagt der nur: „Weißt Du, manche Dinge bleiben besser ungesagt“, woraufhin Florian wütend in Deutschland anruft.
Was hat Florian falsch gemacht? Er hat die Autorität des Hausmeisters nicht akzeptiert. Anders als in Deutschland gibt es in Ghana sehr steile Hierarchien und Florian als Freiwilliger steht hier ganz unten.
Des weiteren haben wir uns wie anfangs erwähnt auch mit Postkolonialismus beschäftigt. Postkolonialismus steht einerseits für die Zeit nach der Kolonialphase. Aber auch für eine Haltung, die unser Denken und Handeln oft ohne, dass wir es merken/wollen, bis heute in Form von zum Beispiel Rassismus prägt.
Ein Beispiel dafür ist die Romantisierung von Armut nach dem Motto „arm aber glücklich“.
Diese Aussage impliziert, dass es den Menschen in ärmeren Ländern doch eigentlich ganz gut geht (sie sind schließlich glücklich), obwohl sie sehr wenig haben. Damit werden die globalen Vermögensunterschiede legitimiert (die Menschen kommen doch prima damit klar) und somit auch ihre Ursachen.
Dabei bleiben außerdem die Stimmen der Menschen, um die es geht, ungehört: Sind sie wirklich glücklich, oder machen sie nur von außen gesehen den Anschein? Wie sehen sie die globale ungleiche Verteilung von Vermögen?
Ein weiteres Beispiel, das wir uns angeschaut haben, ist die Macht von Fotos/Videos/… Je nachdem, was wir auf Fotos abbilden (oder eben nicht abbilden), kommen zum Beispiel bestimmte Stereotypen wie dörfliche, traditionelle Romantik oder Naturverbundenheit bei den Betrachtern an. Das sieht man sehr gut an der folgenden Grafik:
Während auf dem linken „Foto“ das Bild eines dörflichen und traditionellen Ortes, wo es keine oder kaum Infrastruktur oder moderne Technologien gibt, rüberkommt, transportiert das rechte „Foto“ ein komplett anderes Bild. Man sieht einen Markt, der vermutlich in einer kleinen Stadt ist, die recht modern rüberkommt (Es gibt Infrastruktur wie Stromleitungen und moderne Technologien wie Autos).
Dabei handelt es sich um ein und denselben Ort, nur ist beim linken Bild lediglich ein Ausschnitt zu sehen, während das rechte Bild nicht nur den Marktstand zeigt, sondern auch was um den Stand herum ist.
Es gibt natürlich noch sehr viel mehr Beispiele zu dem Thema und auch zu den anderen Themen gäbe es noch viel mehr zu erzählen, aber das würde leider den Rahmen hier sprengen.
Am Samstag fand dann noch als krönender Abschluss unserer gemeinsamen Zeit der Aussendungsgottesdienst statt, für den unsere Freunde (also eigentlich vor allem die von Flo, weil der direkt in Nürnberg wohnt und ungefähr 40 Leute eingeladen hat von denen immerhin 20 gekommen sind :D) und Familien gekommen sind. Wir haben den Gottesdienst während dem Seminar gemeinsam vorbereitet. Das heißt wir haben passende Lieder rausgesucht und geübt, die Texte (also Fürbitten, Lesung etc.) vorbereitet und uns Gedanken gemacht, wie die Kirche dekoriert sein soll.
Und mittlerweile ist Philipp als erster aus der Gruppe schon bei seiner Einsatzstelle, der Gandhi Ashram School in Kalimpong in Indien, angekommen und hat auch schon einen Artikel auf seinem Blog zu seinem ersten Schultag dort veröffentlicht.
Das wars erstmal von mir zum dritten Vorbereitungsseminar. Meinen nächsten Blogartikel werde ich wahrscheinlich schreiben, wenn ich schon in Peru bin.
Abonniert bis dahin gerne meinen Blog, um eine Benachrichtigung per Email zu kriegen, wenn ich einen neuen Artikel hochlade und schaut gerne auch bei meinen Mitfreiwilligen vorbei, der/die eine wird bestimmt auch was über das Seminar schreiben.
Adiós, Elias
interessante Sache👍