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  • eliasbechtloff

Drei Wochen im Süden Perus

Im Januar und Februar sind in ganz Peru Sommerferien. Dementsprechend hat auch CANAT in dieser Zeit zu, weshalb ich die Zeit im Januar genutzt habe, um zu reisen und noch ein paar andere Orte kennenzulernen. Der Plan war, erst 2 Wochen in Cuzco zu verbringen und im Rahmen einer Tour 4 Tage auf einem alten Inkatrail bis zum Machu Picchu zu laufen und später noch eine Woche in Ecuador zu verbringen, um einen Freund zu besuchen, der dort einen Freiwilligendienst macht.

Am Ende kam doch alles anders als geplant, weil sich die Sicherheitslage in Ecuador plötzlich drastisch zugespitzt hat, aber erstmal alles der Reihe nach.

Cuzco

Als ich angefangen habe, meine Reise nach Cuzco zu planen, ist mir zum ersten mal klar geworden wie riesig die Entfernungen hier in Peru sind: Ich hatte unter anderem aus Klimaschutzgründen geplant, mit dem Bus anzureisen, wofür ich erstmal einen Bus nach Lima nehmen muss, was knapp 1.000km sind und ungefähr 18 Stunden (je nach Verkehr in Lima) dauert. Von dort muss ich dann einen anderen Bus nach Cuzco nehmen, was nochmal über 20 Stunden dauert.

Dass das so lange dauert, liegt zum einen daran, dass die Busse maximal 90km/h fahren dürfen und zum anderen gibt es hier kein Autobahnnetz wie in Deutschland. Stattdessen gibt es die Panamericana, die durch ganz Amerika führt, und in großen Teilen mehr einer gut ausgebauten Landstraße in Deutschland ähnelt.

Schlussendlich bin ich dann Cuzco geflogen, weil ich direkt vorher krank geworden bin und eine Busreise mit krankem Magen keine angenehme Sache ist, trotz der sehr komfortablen Sitze in den Bussen hier, bei denen man sich zwischen 140, 160 und 180 Grad entscheiden kann (die Gradzahl bezieht sich auf den Winkel, in dem sich die Lehne zurückklappen lässt).


Bildquellen:

Nachdem ich mir einen Tag die Stadt angeschaut habe, ging es dann schon los auf den Inkatrail. Die Inkas hatten ein riesiges Netzwerk an Wegen angelegt, die durch das ganze Imperium liefen. Manche Abschnitte haben sich bis heute gehalten und sind immer noch begehbar.

Da im peruanischen Sommer (also im deutschen Winter) in den Anden eigentlich Regenzeit ist, ist in dieser Zeit wenig los, was Touristen angeht und so ist auch auf dem Camino Inca wenig los. Dementsprechend waren wir eine sehr kleine Gruppe, bestehend aus zwei Brasilianern, unserem guide und mir.

Nicht zu vergessen sind natürlich der Koch und die Träger, die uns alle Zelte, das Küchenequipment und die gesamten Essensvorräte getragen haben, da auf dem Inkatrail weder Esel noch Pferde zugelassen sind, die unser Gepäck für uns tragen könnten.

Die Träger werden oft sehr schlecht von den Agenturen behandelt, unser guide hat uns erzählt, dass die Träger oft sehr schlecht für die harte Arbeit bezahlt werden und die Bezahlung teilweise immer wieder rausgezögert wird, oder ihnen am Ende nur ein Teil bezahlt wird.

Das alles scheint bei der Agentur über die ich meine Tour auf dem Inkatrail gebucht habe, aber zum Glück nicht der Fall zu sein.

Die Wanderung selber hat mir sehr gefallen, die Landschaft um Machu Picchu rum ist sehr beeindruckend und immer wieder sind wir auf alte Inkaruinen gestoßen, zu denen uns unser Guide sehr viel erklärt hat.

Die Tour war aber auch sehr anstrengend, am zweiten Tag sind wir zum Beispiel auf 3000m gestartet und bis auf 4200m zum Warmiwañusca (Pass der toten Frau) hochgestiegen, auf dieser Höher merkt man dann deutlich, dass die Luft deutlich dünner ist, außerdem bestand das letzte Stück Weg fast nur noch aus Treppen, was nochmal zusätzlich Kraft gekostet hat. Aber es hat sich gelohnt und das Gefühl als wir es endlich geschafft hatten, war unbeschreiblich.



Außerderm bin ich noch zu einem der Regenbogenberge bei Cuzco, was ebenfalls landschaftlich sehr beeindruckend war. Da ich eine Tour zum weniger bekannten Regenbogenberg Palcoyo gemacht habe, waren kaum Leute da, außer meiner Gruppe, wodurch ich das Panorama nochmal mehr genießen konnte.



Planänderung: Puno

Genau während ich auf dem Inkatrail war, hat sich die Lage in Ecuador plötzlich massiv zugespitzt. Zwar hat sich die Sicherheitslage besonders in den großen Städten schon seit Jahren stetig verschlechtert, sodass die Mordrate inzwischen sogar höher ist, als in Mexiko.

Diese Entwicklung gipfelte dann genau als ich Januar auf dem Camino Inca unterwegs war in Ausschreitungen in Gefängnissen, der Flucht eines Drogenbosses und der Geiselnahme in einem Fernsehstudio, woraufhin Ecuador den Ausnahmezustand ausgerufen hat.

(Mittlerweile hat sich die Situation wieder etwas beruhigt)

Deshalb habe ich mich spontan umentschieden und bin mit Paula, einer Freundin, die ich in Cuzco kennengelernt habe und die einen Freiwilligendienst in Lima absolviert, nach Puno gefahren.

Wir haben uns ein bisschen die Stadt angeschaut und eine Tour zur schwimmenden Insel Uros gemacht, was zwar sehr interessant war, aber auch sehr touristisch und mit dementsprechend vielen Leuten.



Tacna

Von Puno aus wollten wir eigentlich weiter nach Bolivien, dummerweise hatte ich aber meinen Pass nicht dabei sondern nur meinen Ausländerausweis dabei, da ich nie im Leben damit gerechnet hätte, bis zur bolivianischen Grenze zu gelangen, die etwa 2 Stunden mit dem Bus von Puno entfernt liegt. Und so ließen mich die boliviansichen Behörden nicht einreisen, obwohl Peruaner eigentlich mit Personalausweis einresien können und mien Ausländerausweis wie ein Personalausweis zählt.

Bei zukünftigen Reisen habe ich jetzt dafür immer meinen Pass dabei, egal ob ich ihn brauche, oder nicht :-)

Deshalb bin ich dann alleine weiter nach Tacna und konnte so also endlich die Stadt kennen lernen, nach der die Straße benannt ist, in der ich hier in Piura wohne.

So bin ich im Norden Perus, wenige Stunden von der ecuadorianischen Grenze entfernt, gestartet und fast bis zum äußersten Süden, unweit der Grenze zu Chile, vorgestoßen (siehe Karte).

In Tacna habe ich 3 Tage verbracht, bevor ich über Nacht nach Arequipa weitergereist bin.

Tacna ist vom Aufbau der Stadt sehr besonders, weil es anders als in den meisten Städten Perus keine zentrale Plaza de Armas gibt, sondern einen sogenannten „Paseo Civico“, also eine zentrale Promenade, wo es alles gibt, was sich normalerweise rund um die Plaza de Armas ansammelt.

Anders als Cuzco und Puno ist Tacna sehr wenig touristisch, obwohl die Stadt, die unweit der chilenischen Grenze gelegen ist, geschichtlich einiges zu bieten hat (die Region hat eine wichtige Rolle im Pazifikkrieg zwischen Chile und der peruanisch-bolivianischen Allianz gespielt) und verschiedene interessante Museen hat.

Ich habe außerdem eine Tour zu einem Tal mit über 100 Geysiren gemacht und wollte mir eigentlich noch Petroglyphen anschauen, das Museum war aber wegen Instandhaltungsarbeiten geschlossen, weshalb ich fast keine gesehen habe



Arequipa

Meine Ankunft in Arequipa war etwas unsanft, da der Bus schon um 4h morgens statt wie geplant um 6h morgens angekommen ist (Ich dachte deshalb zuerst der Halt wäre nur ein Zwischenstopp, ein Blick auf Google Maps hat mir aber klar gemacht, dass ich schon in Arequipa bin), was mir 2 wertvolle Stunden Schlaf geraubt hat.

Nachdem ich etwa 2 oder 3 Stunden am Terminal gewartet hatte, hab ich dann ein Taxi zum Hostel genommen. Obwohl ich noch nicht in mein Zimmer konnte, konnte mich schonmal duschen und meinen großen Rucksack lagern, bevor ich mich daran gemacht habe, ein bisschen die Stadt zu erkunden und mir ein nettes Cafe zum Frühstücken gesucht habe.

Arequipa ist eine sehr schöne Stadt, die Plaza de Armas ist eine der schönsten, die ich in Peru gesehen habe, mit sehr vielen Pflanzen. Die Straßen, die direkt an der Plaza langführen, sind alle bis auf eine Fußgängerzone, was sehr angenehm ist, aber in Peru leider selten.

Viele der Gebäude rund um die Plaza sind aus einer Art weißen Quadersteinen, dem sogenannten sillar, gebaut, was der Stadt einen sehr schönen Flair verleiht.

Arequipa ist aber auch sehr touristisch, im Januar sind zum Glück weniger Leute da, weil Nebensaison ist, aber trotzdem habe ich natürlich deutlich gemerkt, dass die Stadt sehr auf Touristen ausgelegt ist. So gibt es zum Beispiel ein breites Angebot an Touren zu Sehenswürdigkeiten in der Nähe, wie zum Beispiel zum berümten Colca Canyon, wo man die majestätischen Kondore beobachten kann. Dabei ist von Eintagestouren, bis zu 4- oder 5-tägigen Trekkingtouren alles dabei.

Ich bin schlussendlich 4 Tage in Arequipa geblieben, habe aber sehr viel Zeit in der Stadt verbracht und im Hostel sehr viel nette Leute kennengelernt, wie zum Beispiel 2 Australierinnen, mit denen ich an meinem ersten Abend in der netten, kleinen Bar des Hostels Billiard gespielt habe, oder drei Deutsche, die in Argentinien einen Freiwilligendienst machen.

Ich habe schlussendlich nur eine Eintagestour zum Colca Canyon gemacht, die ich aber nicht sehr genossen habe, weil wir vor allem im Bus gesessen sind und von einem Aussichtspunkt zum nächsten gekarrt wurden.

Wahrscheinlich wäre es schöner gewesen eine der Trekkingtouren zu machen, oder auf eigene Kosten einige Tage wandernd im Colca Canyon zu verbringen, was wohl auch sehr gut geht.

Aber hinterher ist man immer schlauer, wie es so schön heißt :-)

Als ich in Arequipa angekommen bin, war ich schon 2 Wochen unterwegs und nach so vielen Eindrücken hat es sehr gut getan, mal ein paar Tage einfach nur ein bisschen zu entspannen und die tolle Atmosphäre der Stadt zu genießen.



Ica/Paracas

Von Arequipa ging es dann zuerst weiter nach Ica, wo ich einen sehr schönen Vormittag verbracht habe. 15 Minuten mit dem Taxi entfernt von Ica liegt die Huacachina Oase, die vor allem aus einem kleinen See und einigen Häusern außenrum besteht, umgeben von traumhaften Sanddünen.

Man kann hier Aktivitäten wie Sandsurfen, oder im Sandbuggy über die Dünen sausen, machen, aber ich bin lediglich auf eine der kleineren Dünen hochgekraxelt und habe die Aussicht genossen.

Mittags ging es dann etwa eine Stunde mit dem Bus nach Paracas weiter, wo ich eine nette Bootstour zu den Islas Ballestas gemacht habe und Humboldtpinguine und Seelöwen beobachten konnte.

Abends ging es dann schließlich noch 4 Stunden weiter bis nach Lima.



Lima

Da ich in Lima nur einen Tag geblieben bin, habe ich nicht viel gemacht außer mir den berühmten Stadtteil Miraflores anzuschauen. Miraflores ist ein sehr schöner, aber auch ein sehr reicher Stadtteil und damit irgendwie aber auch typisch für Lima. Denn hier kann man noch extremer als an anderen Orten die Ungleichheit, die in diesem Land herrscht, sehen. Es gibt sehr arme Stadtteile, wo die Leute teilweise in extremer Armut leben und jeden Tag schauen müssen, wie sie überleben, aber eben auch sehr reiche Stadtteile wie Miraflores.

Außerdem wurde mir klar, wie riesig Lima ist. Der Bus nach Piura hat bestimmt 2 Stunden oder mehr gebraucht, bis wir endlich aus Lima raus waren.

Dabei spielt der Verkehr natürlich auch eine Rolle. Vorher dachte ich, der Verkehr in Piura wäre chaotisch, aber im Gegensatz zu Lima ist der Verkehr in Piura harmlos. Zu den Stoßzeiten erscheint es unmöglich voranzukommen inmitten dieser gigantischen Blechlawine. So hatte ich schon Angst den Bus zu verpassen, weil ich überhaupt nicht mit so viel Verkehr gerechnet hatte und dann etwas spät dran war, als ich ein Taxi zum Busterminal genommen habe, ich kam aber zum Glück noch 5 Minuten vor der Abfahrt an. Schlussendlich war ich dann wahrscheinlich der letzte der in den Bus eingestiegen ist, weil die Frau bei der Ticketkontrolle, meinen Ausweis zuerst nicht akzeptieren wollte. Am Ende hat sie ihn aber doch akzeptiert und ich konnte meinen 180-Grad-Sitz genießen.



Leider hat es jetzt doch einige Zeit gedauert bis ich diesen Blogeintrag geschrieben habe, aber in der Zwischenzeit ist sehr viel passiert. Wir hatten im Februar unser Zwischenseminar, anschließend war ich noch einige Tage in Huaraz und bei CANAT ist mittlerweile auch wieder viel los, wir sind fast fertig mit den Wiedereinschreibungen der Kinder der Ludoteca und planen schon die ersten Sessionen für April. Mehr Details zu dazu erfahrt ihr aber im nächsten Blogeintrag, der hoffentlich schon im Laufe der nächsten Woche kommt.

Bis dahin gilt wie immer: Fragen und Anregungen könnt Ihr gerne in die Kommentare schreiben, oder per mail an eliasinperu@gmail.com und falls Ihr das nicht schon längst getan habt, freue ich mich, wenn ihr meinen Blog abonniert.

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