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  • eliasbechtloff

Semana Santa in Catacaos

Aktualisiert: 17. Apr.

Ostern ist eines der wichtigsten Feste des Christentums und wird von Christen auf der ganzen Welt auf ganz unterschiedliche Weise gefeiert.

Dementsprechend ist Ostern natürlich auch hier in Peru ein sehr wichtiges Fest, das mit ganz eigenen Traditionen, von denen manche noch auf Bräuche in der Zeit vor der Eroberung durch die Spanier zurückgehen. Wie immer, wenn es um Kultur und Traditionen gibt, ist das Dorf Catacaos, das gleichzeitig auch namensgebend für den Stadtbezirk Catacaos ist, einer der besten Orte hier in Piura, um das Fest zu genießen. Denn Ostern ist hier in Catacaos wahrlich ein Schauspiel, das es sich lohnt anzuschauen, unabhängig davon, ob man gläubig ist, oder nicht.

Das beginnt am Gründonnerstag, der hier übrigens schon ein Feiertag ist, und geht bis zum Sonntag. Dabei gibt es jeden Tag von morgens bis abends Programm.

Eine sehr wichtige Tradition sind dabei die Siete Potajes, das sind sieben verschiedene traditionelle Speisen, die es am Gründonnerstag und am Karfreitag gibt (wobei sich die Speisen am Donnerstag teils von denen unterscheiden, die es am Freitag gibt, aber später mehr dazu)

Jedes Jahr organisiert dies eine andere Familie für die Allgemeinheit, was ein riesiger Kraftakt ist. Dann gibt es kostenlos an 50 Tischen für ca. 500 Personen pro Runde die siete Potajes. Der Andrang ist jedes mal sehr groß und so muss man sich entweder über Kontakte einen Platz organisieren, oder sehr sehr lange anstehen, wobei aber nicht garantiert ist, dass man am Ende einen Platz bekommt.

Wir Freiwillige hatten das große Glück, dass Aury, die bei CANAT für die Koordinierung der Projekte zuständig ist und in Catacaos lebt, einen Kontakt zur Municipalidad (so nennt man hier die Stadtverwaltung/Stadtteilverwaltung/Dorfverwaltung) hat und uns eingeladen hat. Dadurch konnten wir in der ersten Runde zusammen mit den Autoritäten (Bürgermeister, Polizeichef, Angestellte der Municipalidad, etc.) in den Pavillon, wo die potajes serviert wurden, einziehen und mussten nicht anstehen.

Sieben Gänge klingt erstmal nach sehr viel essen, das relativiert sich aber, wenn man sich anschaut, was das für Speisen sind und wie groß die Portionen sind:

Die Siete Potajes bestanden aus

1. einer Frucht

2. Kekse mit einer Scheibe Käse und Oliven

3. Ají de Gallina (eine Art Hühnchenchili)

4. Hühnchensuppe

5. Rindfleisch mit Reis und Soße

6. Hühnchenflügel

7. süßen Keksen

Zu trinken gibt es an beiden Tagen natürlich Chicha de Jora und Clarito. Chicha („Tschitscha“ ausgepsrochen) ist ein weißes alkoholhaltiges Getränk, das traditionell von den Frauen in Bajo Piura (so nennt man hier die ländlichen Bezirke Piuras) aus fermentiertem Mais hergestellt wird.

Clarito ist dabei ein frühes Nebenprodukt, das bei der Herstellung entsteht, vergleichbar mit Apfelmost, nur dass es eben aus Mais gemacht wird.

Ein Becher Chicha enthält so viel Alkohol wie 1,5 Becher Bier, Clarito etwas weniger.



Die beiden Variationen der Siete Potajes, unterscheiden sich darin, dass am Karfreitag keine Fleischgerichte serviert werden, sondern Fischgerichte.

Das prominenteste ist dabei Malarabia. ein Gemisch aus sehr reifer, zerstampfter Banane und Käse, das mit Bohnen, Reis und Sudado (eine Art Suppe mit Gemüses und Fisch) serviert wird.

Zu den Ursprüngen dieses Gerichts gibt es verschiedene Versionen: Viele sagen, dass das Gericht aus Bajo Piura kommt und von einer Frau erfunden wurde, die sich mit ihrem Ehemann gestritten hat und zur Versöhnung ihm etwas ganz besonderes kochen, damit die böse Wut vergeht („Que pase la mala rabia“), daher auch der Name.

Wissenschaftlich gesehen ist es aber wahrscheinlicher, dass das Gericht von kubanischen Einwanderern mitgebracht wurde, in Kuba hat man nämlich in Wörterbüchern, die aus der Zeit um 1800 stammen, schon den Begriff „malarabia“ gefunden.



Am Freitag gab es wie schon erwähnt auch schon jede Menge Programm, ich war aber nur abends für die große Karfreitagsprozession in Catacaos. Die Prozession fängt um 19h an und dauert dann wohl jedes Jahr die ganze Nacht bis in die Morgenstunden an (solange bin ich aber natürlich nicht geblieben). Dabei zieht die Prozession einmal durch ganz Catacaos und macht immer wieder Halt, um zu beten.



Damit hat das Programm in Catacaos natürlich nicht geendet, aber weder am Samstag noch am Sonntag hatte ich Zeit nochmal nach Catacaos zu gehen.

Trotzdem habe ich die Teile, die ich gesehen habe, sehr genossen und fand es sehr interessant, Ostern mal auf eine so komplett andere Art als in Deutschland erleben zu können.


Ich hoffe dieser spontante Bericht über die Semana Santa in Catacaos hat euch gefallen, der nächste Blogeintrag wird dann hoffentlich wie versprochen über das Zwischenseminar berichten.

Falls Ihr in der Zwischenzeit Anregungen oder Fragen habt könnt Ihr mir wie immer einen Kommentar schreiben, oder eine email an eliasinperu@gmail.com. Und falls ihr nicht schon längst abonniert habt freue ich mich natürlich auch, wenn ihr meinen Blog abonniert :)


Saludos,

Elias

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